Motorrad-Karten für das GARMIN zumo

Lang ist er her, der letzte Post. Aber ich habe im Sommer gemerkt, dass die Wahl ziemlich eindeutig ausfällt, wenn zwei Stunden neben dem Familienalltag zur Verfügung stehen und zwischen Motorradfahren und Bildschirmstarren entschieden werden muss.

Jetzt ist Winter und es gibt nicht mehr soviele Optionen – und eine Menge gesammelter Content, den es zu bearbeiten gilt.
Fangen wir mal mit meinem gegenwärtigen Projekt an, dessen Erinnerung gerade am frischesten ist…

Alternativer Kartensatz: freizeitkarte

Freizeitkarte – super detailiert, aber kleine Fehler in der Darstellung von POIs

Auf meinen Fahrten mit dem GARMIN zumo 396 nutzte ich zuerst die frei verfügbaren Karten von freizeitkarte, die sich der OpenStreetMaps-Datensätze bedienen (OSM), weil sie detaillierter als die original GARMIN-Karten sind.
Es hat sich allerdings relativ schnell herausgestellt, dass diese Karten eher für nicht-motorisierte Freizeitgestaltung geeignet sind: die Karte wirkt für (Einsatz am Motorrad !!) überladen, und viele Informationen, die man gerne mit einem schnellen Blick auf’s Navi haben will, sind nicht vorhanden. Außerdem scheint der Kartensatz nicht 100% mit dem 396er kompatibel zu sein: so konnte mein Gerät z.B. keine POIs mit den üblichen Symbolen auf der Karte kennzeichnen, sondern verwendete eine Art „Standardsymbol“ mit einem Buchstaben (im Bild oben ein „T“ statt einer Zapfsäule).

MotoRoute – Eine Karte für Biker

Und wieder einmal hat mit beim Suchen nach einer besseren Lösung das Internet geholfen. Hier bin ich über das Projekt Motoroute – OpenStreetMaps gestolpert. Die Betreiber des Reiseblogs haben eine Stilvorlage für die OSM-Daten erstellt und gleich für MAC, Windows und Linux Programme erstellt, mit denen man sich seinen eigenen Kartendatensatz für GARMIN-Geräte „backen“ kann.
Ich war neugierig, habe mir die Anleitungen durchgelesen und an einem freien Nachmittag, „mal schnell“ eine topaktuelle Karte erstellt, deren Stil alles schlägt, was ich bisher gesehen habe!

Mit MotoRoute funktionieren die Symbole wieder!

Tolle Farbgestaltung der Straßen – Nummerierung ist auch vorhanden.

Besonders erwähnenswert finde ich die leicht einprägsame Farbgestaltung der Farben: blau, gelb, grün, weiß – von der Autobahn bis zur kleinen Straße in absteigender Reihenfolge! Die Straßennummerierung ist deutlich zu erkennen und auch meine POI-Symbole funktionieren wieder!

Kurzanleitung

Die Vorgehensweise zum Erstellen der Karte ist auf der Webseite von MotoRoute hervorragend und vorallem ausführlich dokumentiert. Weil die Halbwertszeit meines Kurzzeitgedächtnis aber erschreckend gering ist, lasse ich hier nochmal schnell die Vorgehensweise liegen – vielleicht hilft es dem ein oder der anderen ja ebenso. Da ich zu Hause vorwiegend Linux benutze, beschränke ich mich auch auf diese OS-Variante.

  1. Download der notwendigen „Backrezepte“ aus der Cloud von Scotti
    1. Linux Ubuntu Motoroute 2.1.107.zip: deb-Paket zum Installieren der Skripte und weiterer benötigter Pakete wie osmctools
    2. mrosm-style-r022.zip: Stilvorlage für die OSM-Daten
    3. poly-r003.zip: Eine Sammlung von Polygonen, zum Ausschneiden bestimmter geografischen Regionen aus der Europakarte – nicht zwingend notwendig.
  2. Download eines OSM-Kartendatensatzes von der Geofabrik: es stehen verschiedene (Sub-)Regionen zur Verfügung. Europa kommt als Paket mit einer Größe von 25GB.
    Benötigt wird eine Datei vom Typ *.osm.pbf.
  3. Download weiterer Software und Daten zum „Backen“ der GARMIN-Images (alles OpenSource) von mkgmap.org.uk
    1. bounds-latest.zip : Datei mit politischen Grenzen
    2. sea-latest.zip : Übergänge Meer/Land
    3. mkgmap-rxxxx.zip : erstellt aus OSM-Daten ein Image für GARMIN-Geräte
    4. splitter-rxxx.zip : teilt die Karte in kleine Kacheln auf
  4. Bei Bedarf, Erstellen einer eigenen Polygon-Datei, um aus einem größeren Kartensatz (Europa) einen benötigten Bereich auszuschneiden. Ich habe mir hier eine Excel-Tabelle (siehe unten) gebastelt, die den Inhalt einer *.poly Datei erzeugt.
  5. Installieren und Starten des MotoRoute-Pakets:
    sudo apt install 'Linux Ubuntu MotoRoute-OpenStreetMap-2.1.107.deb'
    cd /opt/MotoRoute-OpenStreetMap
    ./MROSM_1_script.bash

Das Bash-Skript fragt jetzt nach den Pfaden zu den Dateien aus 1B – 3 und einigen weiteren Parametern und dann beginnt der „Backprozess“.

Ich habe mich zunächst mit der Deutschlandkarte versucht: mein NUC (i5) nahm alle 8 Kerne in die Hand und rechnete mir in rund 15 Minuten ein Image-File für das Navi und die benötigten Dateien für BaseCamp.
Nach einer -wie üblich- nicht unerheblichen Einarbeitungszeit hat der erste Versuch gleich geklappt! An dieser Stelle ein großes Lob an die Macher von MotoRoute für die hervorragende Arbeit und Dokumentation! Ich freue mich auf die erste Testfahrt!


Update: Speicherbedarf

Kurz nach Fertigstellung meines Posts habe ich begonnen, eine größere Karte zu zu rendern. Aus Europa habe ich ein ca. 11GB großes Polygon ausgeschnitten, was meinen üppig ausgestatteten NUC doch tatsächlich an seine (Speicher-)Grenzen brachte: 32GB RAM + 2GB swap reichten für einen erfolgreichen Rendervorgang nicht (!) aus!
Eine Erhöhung des Swap-Speichers auf 8GB taten es dann aber.
Wer auf das gleiche Problem stößt, kann sich wie folgt helfen:

# Resize swapfile to 8 GB

sudo swapoff -a
sudo dd if=/dev/zero of=/swapfile bs=1M count=8192
sudo chmod 0600 /swapfile
sudo mkswap /swapfile
sudo swapon -a
Veröffentlicht in Computerkram.

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